Interview – Léonore Baulac

Das Jahr 2015 von Léonore Baulac Primaballerina der Pariser Oper

Der krönende Abschluss des Jahres 2015… Beförderung zur Primaballerina, was für ein rasanter Aufstieg! Wie fühlst du dich?

Vor allem unglaublich! In sehr kurzer Zeit hat sich alles für mich geändert. Momentan fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ich Primaballerina bin. Mit diesem Titel kommt eine große Verantwortung für die Oper und das Publikum, was für mich ein gewisser Druck ist. Ich werde versuchen, diesen Druck in Ansporn zu verwandeln und über mich selbst hinauszuwachsen, aber es ist nicht einfach!

 

War die Beförderung eine Überraschung?

Ja, denn der Wettbewerb war schwer, in der Meisterklasse gibt es viele talentierte Tänzerinnen! Ich wusste, dass ich zu den „Favoritinnen“ gehörte, aber das sicherte mir nicht die Beförderung, denn am Tag T kann alles passieren!

 

Wie fühlt man sich denn jetzt, wenn man keinen Wettbewerb mehr vor sich hat?

Es ist eine unheimliche Erleichterung, dass ich diesen für mich so schweren Wettbewerb nicht mehr vor mir habe. Er kostet viel körperliche und geistige Energie. Jetzt bin ich froh, dass ich diese Energie in die Rollen, die auf mich zukommen, einbringen kann.

 

Zurück zu diesem Jahr 2015 voller Emotionen! Sag Sie uns bitte ein wenig dazu…

3ème Etage, François Alu in Bourges: Mit 3ème Etage zu arbeiten ist für mich sehr interessant, denn es ist ein Potenzial an sehr strengen und wahnsinnig kreativen Künstlern, die mich auf vielerlei Art inspirieren. Samuel Murez hat mich auch persönlich sehr viel trainiert. Er spielte und spielt immer noch eine wichtige Rolle in meiner Tanzentwicklung. Die Aufführung in Bourges war die erste von François und war für ihn eine wirklich immense Arbeit. Wir haben zusammen drei Stücke getanzt: einen Auszug aus „Don Quichotte“, einen aus „La Bayadère“ und den Pas de deux „La Sylphide“, den François für uns choreographiert hat. Dieses letzte, so persönliche Stück habe ich mit ihm besonders gern getanzt. Der Saal war voll und die Aufführung bekam Standing Ovations. François arbeitet wieder sehr intensiv an einer zweiten Ausgabe mit einem anderen Programm, die am 28. Februar 2016 stattfindet.

Paquita: Es war mein erstes Ballett in 3 Akten in einer Hauptrolle und ich muss sagen, es war eine große Herausforderung, umso mehr, als es eines der härtesten ist. Da anfangs nicht vorgesehen war, dass ich es tanzen sollte, hatte ich ziemlich wenig Zeit für die Vorbereitung. Es war eine sehr konstruktive Erfahrung, lehrreich und menschlich fantastisch, denn Pierre Lacotte war mir gegenüber sehr wohlwollend und bei der Arbeit sehr großzügig. Er ist sehr leidenschaftlich und offen in allem, was er macht.

 

Festival Mariinsky-Ballett: Im März habe ich an der Abschlussgala des Mariisnky-Ballett-Festivals teilgenommen. Ich fühlte mich sehr geehrt, diese mythische Szene mit Künstlern zu tanzen, die ich besonders bewundere, wie Uliana Lopatkina.

 

Festival von Cannes: Im Mai habe ich kurz vor Paquita (übrigens zwei Tage vorher) bei der Eröffnung des 68. Festivals von Cannes eine Kreation von Benjamin Millepied zum Thema „Vertigo“ von Alfred Hitchcock getanzt. Es war einerseits einschüchternd, weil ist für ein besonders ungewöhnliches Publikum tanzte und anderseits weil es direkt auf Canal+ mit etwa 1 Million Fernsehzuschauern übertragen wurde. Ich hätte mir nie vorgestellt, bei einem solchen Event zu tanzen! Es war für mich auch die Gelegenheit, die wirklich sympathischen Tänzer des LA Dance Projekts zu treffen und Janie Taylor (Primaballerina des New York City Balletts), die außer einer wunderbaren Tänzerin auch eine sehr schöne Frau ist.

 

La fille mal gardée: Nach Paquita hatte ich einen Ermüdungsbruch am Fuß und konnte deshalb nicht die Rolle der Lise in „La fille mal gardée“ tanzen. Es war für mich nicht einfach, denn ich hatte große Lust auf diese Rolle; noch dazu war Mathias Heymann als mein Partner vorgesehen! Die Verletzung dauerte zwei Monate. Glücklicherweise war ein Teil davon in den Sommerferien.

 

Clear, Loud, Bright, Forward: Es war sehr angenehm, sowohl im Studio als auch auf der Bühne. Mit meinem Partner Hugo Marchand habe ich mich auf einen Blick verstanden.

 

 

Polyphonia (Wheeldon) und Alea Sands (McGregor): Christopher Wheeldon und Wayne McGregor sind zwei bedeutende zeitgenössische Choreographen, mit denen ich noch nicht gearbeitet hatte. Die beiden Erfahrungen waren sehr unterschiedlich, aber jede war sehr interessant und ich würde mit ihnen sehr gern wieder zusammenarbeiten.

Eine deiner besten Erinnerungen (Jahr 2015)?

Die Auswahl ist schwer, denn es war ein reiches Jahr! Ich würde sagen, tanzen im Mariinsky war besonders aufregend und bewegend.

 

Eine deiner weniger guten Erinnerungen?

Zweifellos der Bruch!

 

Seit einem Jahr bist du die Muse Merlet, was bedeutet das für dich?

Ich lerne und öffne mich in verschiedenen Aspekten und Berufen um eine gemeinsame Leidenschaft. Es ist auch angenehm, im Team mit kompetenten Menschen, die zuhören und motiviert sind, zu arbeiten.

 

Als Julia (Ersatz) im Ballett Romeo & Julia bestehen große Chancen, dass du diese Rolle bekommst, von der du anscheinend träumst… Ist es ein wenig dein Traum?

Ja, es ist einer meiner größten Träume und ich hoffe sehr, dass er zu meinen „besten Erinnerungen 2016″ werden wird!“

 

Weitere Wünsche für das gerade begonnene neue Jahr?

Ja, viele! Die Rolle der Giselle wäre wunderbar, die Kreation von William Forsythe ebenso! Die Programmgestaltung der kommenden Saison ist noch nicht bekannt, aber rein theoretisch möchte ich auch gern Kylian tanzen.

 

Was machst du noch neben Tanzen?

Ich muss sagen, dass ich neben dem Tanzen nicht viel Freizeit habe. Ich liebe die einfachen Dinge, Zeit mit der Familie verbringen, lesen, kochen, ins Theater gehen…

 

Was kann man dir für 2016 wünschen?

Keine Verletzungen!

 

Danke, Léonore J

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